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Long like a needle

Aktualisiert: 24. Okt. 2022

"Stille Formen" im Kindertanz


Zum ersten Mal bin ich in meiner Ausbildung zur elementaren Musik- und Bewegungspädagogin am Mozarteum Salzburg auf diese Art der pädagogischen Vermittlung der stillen Formen gestoßen. Meine damalige Dozentin hat uns sehr anschaulich und auf humorvolle und kreative Weise diese Kategorie der Labans'schen Bewegungslehre näher gebracht. Ein von ihr dozierter Reim ist ganz flux in meine Bewegungsschatzkiste eingezogen. Ich verwende diesen gerne in meinen Kindertanzstunden. Die stillen Formen sind wunderbarer Ausgangspunkt für die Bewegungsexploration, -improvisation und in weiterer Folge auch -gestaltung.



Ein kurzer theoretischer Abriss zu den Stillen Formen, bevor wir uns praktisch auf diese stürzen.

Rudolf von Laban, ein bekannter und aus der Tanzpädagogik nicht mehr weg zu denkender Tanztheoretiker hat sich unter anderem mit den verschiedenen Formen die ein menschlicher Körper in und über Bewegung erfahren kann beschäftig. Neben der tatsächlichen Form, ist auch die Qualität die sich in der Form und über den Formwechsel hinweg einstellt und verändert in seinen Lehren von großer Bedeutung.


In dem kleinen Reim, den ich ich nun vorstelle, werden vier stille Formen beschrieben. In manchen Abhandlungen findet sich eine fünfte Form, die der Pyramide oder des Tetraeders, ich beziehe mich hier aber auf die Literatur, welche ich während meiner Ausbildungszeit in Theorie und Praxis durchleben/lesen durfte.


  1. Form: Nadel/Needle oder Pin: langestreckte Form (oft nach oben gerichtet, Wirbelsäule gestreckt, wachsend)

  2. Form: Wand/Wall: flache Form, breit, links und rechts in Verbindung stehend

  3. Form: Ball: runde Form, gekrümmt, contraction, schützend

  4. Form: Schlange/Snake oft auch Schraube: verschraubt, verwrungene Form



Nun das ist bis dato sehr theoretisch. Ich möchte euch hier einen Reim vorstellen, den ich gerne mit den Kindern im Kindertanz durchführe. Ich habe ihn mit Kindern ab 7 Jahren bereits mehrfach eingesetzt, könnte mir aber vorstellen, dass dieser auch in leicht verkürzter und vereinfachter Form auch für die Kleineren passen kann.

In der freien Exploration, verlasse ich meistens mit den Kindern die ganz klare Definition der einzelnen Formen und lasse sie frei damit experimentieren. Also, eine langgestreckte Form kann auch im Bein stattfinden, oder am Boden. Eine verwrungene auch nur mit den Armen, ohne dass sich die Verschraubung auch in der Wirbelsäule erkennbar macht.


In den ersten drei Zeilen stütze ich mich auf die Bewegungsabfolge aus meiner Ausbildung. Im Anschluss variiere ich hier und nutze Skips und einen Sprung nach Wahl.


In dem kleinen Video stelle ich euch den Reim in zwei Varianten kurz vor. Die erste bleibt in der parallelen Fußposition und ist daher auch gut für jüngere Kinder und Einsteiger*innen geeignet. Die zweite Variante inkludiert bereits die Ausdrehung der Füße. Ich verwende diese nur als Aufbaustufe. Der Reim ist in Englisch und benötigt daher auch einer sprachlichen Einführung und Erklärung.




Wie im Video ersichtlich sind nicht nur die Erprobung und das Experimentieren mit den stillen Formen meine Ziele, sondern natürlich auch tanztechnische Elemente, wie beispielsweise Parallel-Turn out (mit anatomisch korrekter Knie-und Fußhaltung), Pliè-Relevè, Skips, Zehenstreckung, unterschiedliche Jumps, Sidestretch und generelles Alignment.

Nachdem ich den Reim nun mehrfach wiederholt habe, lasse ich die Kinder frei damit experimentieren. Unter anderem können diese Fragen ein Impuls sein:


  • Was könnte noch der stillen Form Nadel gleichen?

  • Wo könnten wir diese noch erzeugen?

  • Wie komme ich von der Form Nadel in die Form Wand? Wie ist die Transition?

  • Wo und wie könnten wir die Qualität der Nadel noch in den Körper übertragen?

  • Wie können wir zwischen Ball und Nadel wechseln? Fühlt sich das flüssig an/sehr eckig, vielleicht ungelenk?

  • Was kommt dazu oder weg wenn Musik mit reinkommt?

  • Können wir mit den Beinen eine Nadelform, mit dem Oberkörper einen Ball formen?

  • In der Partnerarbeit spiegeln der Formen, oder auch Gegensätze finden: zB Ball (gekrümmt und contracted) und Wand (breit, flächig)

  • Ist die Bewegung zum Zentrum (ich nenne es zum Bauch oder zur Brust) hin gerichtet (Ball) oder in den Raum (Wand, Nadel)

  • Welche Raumrichtung, welche Dimension wird angesprochen (oben/unten, links/rechts, vor/zurück)

  • usw.....


Wie ihr seht nutze ich diesen Reim und das Material der "stillen Formen" sehr frei und um Repertoire, Verständnis und Experimentierlust zu erweitern und fördern.

Auch choreografisch, kann ich mit den stillen Formen gut arbeiten, in dem ich kleine Routinen in unterschiedlicher Variante zusammenbaue zB. Nadel, Ball, Nadel, Schraube, Wand, Ball, Nadel, Wand.... oder in Form eines Rondos: Nadel, Ball, Nadel, Wand, Nadel, Schraube.

Oder aber alle "Nadelkinder" tanzen, dann alle "Ballkinder" usw...


Und von dort gibt es noch mannigfaltige Ideen wie weiter choreografisch oder explorativ gearbeitet werden kann (das ist ja grade das Schöne daran).




Hier noch mal der genaue Wortlaut des Reimes:


"Long like a needle and round like a ball.

Twisted like a snake and wide like a wall.

Long like a needle and round like a ball.

Make it your own dance

and throw it to us all"



Habt ihr schon von den stillen Formen, bzw. dem Parameter Form nach Laban gehört? Wenn ja, welche Spielvorschläge generiert ihr aus dieser Lehre? Lasst uns diese doch gerne austauschen! Ich würde mich sehr freuen.


VIEL SPAß BEIM AUSPROBIEREN!


 

Literatur und Reim: Angelika Wolf MA (www.openingspaces.org), EMBP, Mozarteum Salzburg, 2020


Theorie: Die Form nach Laban / Sport und Freizeit | Spanien Oekonomie - Bildung, Kochen, Sport, Technologie, Gesundheit und mehr! Stand 28.09.2022, 15:39 Uhr MEZ



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