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Rein in den Körper

Wie ganzheitliches Ankommen den Körper und Geist entspannt


„Friede beginnt damit, dass sich jeder von uns jeden Tag um seinen Körper und seinen Geist kümmert“

Thich Nhat Hanh


Ich lese in letzter Zeit sehr häufig von der Wichtigkeit, in den Körper zu kommen. Gut im Körper anzukommen, wahrzunehmen. Im Hier und Jetzt sein. Von Ratschlägen, um sich auf den Körper zu fokussieren, so den Geist zur Ruhe zu bringen und ins Spüren zu kommen. Modeerscheinung oder wirklich wesentlich? Vor allem, wie komme ich denn nun gut in den Körper?




Als leidenschaftliche Tänzerin mit Ausbildung im Bereich Tanztherapie kann ich dem nur beipflichten, ich finde es nicht nur toll, weil modisch oder eine hippe Trendbewegung sozialer Medien, um dem Stress und Leistungsdruck der Welt „da Draußen“ zu entgehen, ich finde Körperwahrnehmung, sich spüren und so im Hier und Jetzt ankommen NOTWENDIG. Notwendig nicht unbedingt, um der Welt da Draußen zu entgehen, sondern weil es Notwendig ist sich als ganzheitliches Wesen wahrzunehmen, sich zu achten und körperlich auszudrücken.

Wir wollen aus dem Gedankenkarussell aussteigen, die Gedanken zur Ruhe bringen, unsere Empfindungen, Gefühle integrieren und natürlich auch alle Körperbereiche, unsere Körpergrenzen, unsere Leiblebendigkeit spüren.


Das klingt alles großartig und einleuchtend, doch manches Mal ist die Hürde hier seeehhr groß. Man muss sich richtig aufraffen, um die gewohnte Autobahn des Hin- und Herdenkens, des Zerdenkens, Argumentierens, Referierens, Analysierens und Diskutierens und den Rest des Körpers dabei vergessend, ganz aktiv verlassen, und die teilweise sehr unbefestigten und bedrohlichen Trampelpfade beschreiten.


In diesem Blogbeitrag soll es also darum gehen, wie es gelingen kann, diese Hürde zu nehmen und so mit mehr Leichtigkeit und Entspannung ganzkörperlich im Hier und Jetzt zu sein.

Große Aufgabe? Für viele! Aber wie überall, kleine Schritte führen auch zum Ziel ;)


Wie könnte es nun gelingen, dass du nach einem stressigen Arbeitstag (und hier spielt es keine Rolle ob du Angestellte*, Teilzeitbeschäftigte*, Selbstständig, in Elternzeit, Rente oder Ausbildung bist – Stress gibt es in allen Formen und Farben und ich bin kein Freund der gängigen Bewertung was den Titel „Arbeit“ verdient.) in den Körper kommst, ins Spüren kommst?


1. Ein wichtiger und mMn ganz essentieller Part, um ins Spüren zu kommen ist wahrzunehmen, dass ich es gerade eben nicht bin. Klingt vielleicht seltsam, aber ohne Bewusstheit kann keine Veränderung stattfinden. Die Wahrnehmung, dass es mir gut täte, körperlich aktiv zu werden und mehr in den Körper zu kommen, kann durch ganz unterschiedliche Signale geschärft werden. Z.B kann sich dein Körper bemerkbar machen und mehr Aufmerksamkeit fordern durch Kopfschmerzen, Unwohlsein, Unruhe, Trägheit, Müdigkeit uvm. Hier sei ausdrücklich erwähnt, dass diese Symptome natürlich bei Bedarf ärztlich abgeklärt gehören. Vielleicht verspürst du aber auch Langeweile, Reizbarkeit oder Unsicherheit, Überladenheit oder Konzentrationsprobleme – auch ein Grund mehr, in den Körper zu kommen. Also, wahrnehmen wie es mir geht, ist die Nummer EINS um ganzheitlich anzukommen.


2. Nun habe ich also bemerkt, dass ich mich so und so fühle und es doch ein Zeichen ist, vom vielen Denken und Tun in den Körper zu kommen. Ich habe vielleicht auch schon einige Methoden erlernt – zu diesem Punkt kommen wir noch – wie ich das anstelle ABER, die Trägheit packt mich. Die Antriebslosigkeit, das Aufraffen und Überwinden. So schlimm, dass ich es lieber gleich ganz lasse.

Ja ich kenne das. Ich kenne das sogar sehr gut! Was ich dir hier an Inspiration mitgeben möchte ist: FANG KLEIN AN! Es gibt hier keine Bewertung von was gut ist, besser, schneller, so solls sein und so ist es richtig. Richtig ist das, was sich für dich gut und stimmig anfühlt. Und wenn gerade nicht mehr als ein Händeschütteln drin ist – so what! Dann geh in dein Händeschütteln rein, nimm wahr und sei im Moment. Das ist wunderbar! Und die gute Nachricht – du bist schon dort, wo du hinwillst, nämlich im Körper ;) Kleine Zwischenschritte, also kleine Handlungen von meinem Ist-Zustand in meinen Wollens-Zustand können hier sehr hilfreich sein. Also nehmen wir an du sitzt am Schreibtisch und hast das Bedürfnis dich ganzkörperlich zu schütteln und zu strecken, dann starte mit den Händen. Beginne die Füße zu strecken und langsam zu stampfen, vielleicht auch ein Schütteln. Und werde größer, schüttle dich von einer Stuhllehne zur anderen, vielleicht sukzessive schon dein Gesäß und schon bist du mehr und mehr im Stand. Vielleicht aber reicht dir auch der kleine Zwischenschritt aus und du bist schon gut im Körper angekommen und es braucht (heute) nicht mehr.


FAKTOR: ZEIT

Oft erlebe ich den Faktor Zeit als großes Hemmnis und auch „Ausrede“. „Ich habe gerade keine Zeit“, „Jetzt passt es gerade wirklich nicht“, „Später mache ich das“…

Ich verstehe das sehr gut! Aber wie oft geschieht es in solchen Situationen, dass

ich mich abspalte(n) (muss), damit ich weiter funktionieren kann und meine Wahrnehmung und Bedürfnisse bewusst abschalte, weil sie meiner Produktivität im Wege stehen würden? Oder weil der/die andere wichtig(er) ist, weil das keinen Aufschub duldet, weil ich gar nicht wahrnehmen will.



Die Herausforderung ist hier sicherlich sich bewusst und aktiv Zeit zu nehmen, zu gönnen, zu ERLAUBEN. Pausen und kurze Momente der Innigkeit mit einem Selbst sind so verpönt, dass es fast schmerzt. Dabei sind sie so unendlich wichtig! Und es ist absoluter Nonsens zu behaupten, Pausen und der Fokus auf den Körper und sich selbst seinen unproduktiv – was ein bullshit – sorry aber wirklich – ich denke es ist das Beste was du tun kannst wenn du gesund und produktiv sein und bleiben möchtest!

Die ganz besonders gute Nachricht ist, es reicht oft eine Minute aus, manches Mal braucht es mehr und ganz toll ist es natürlich, wenn ich mir wirklich Zeit für mich nehmen kann. Mehrere einzelne Minuten am Tag sind schon ein toller Anfang – denn mal ehrlich 1, - 10, - 15... Minuten Handyscrolling haben wir doch alle, mindestens.


FAKTOR: HINGABE

All deine Bemühungen, um aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, die kopfige Leistungsschiene kurz zu verlassen, bringen natürlich sehr wenig, wenn du nicht voll dem Moment hingibst.

Ich weiß, Hingabe hat einen eher romantischen Touch und wird meistens mit liebeswütigen Individuen verbunden, aber Hingabe ist so viel mehr. Für mich bedeutet es, sich wirklich einzulassen, DA zu sein, im Moment ankommen.

Hier kann dir die körperliche Aktivierung und Wahrnehmung sehr gut helfen, aber wenn du nicht wirklich eintauchst, bringt dir die eine Minute Körperwahrnehmung vermutlich nicht den gesamten Benefit den ich hier beschreiben möchte. Fährt dein Gedankenkarussell während deines Händeschütteltanzes weiter und du steigst nicht bewusst aus, ist der Gewinn natürlich auch minimiert. Eh klar. Trau dich, dich hinzugeben und dranzubleiben, nimm den Atem dazu, als deinen ganz persönlichen Rhythmusgeber. Es ist letztendendes eine Hinwendung zu DIR und das zahlt sich immer, immer, IMMER aus!


3. Bedeutet im Körper ankommen nicht gleichzeitig auch wahrzunehmen, wie es mir wirklich geht? Ja, bei mir ist das so. Es öffnet den Raum, um zu spüren wie ich mich eigentlich fühle und vor allem was ich gerade brauchen würde. Nicht jede* mag das. Nicht jede* kann damit umgehen. Nicht jede* hat Muße und Interesse dafür und daran. Das ist ok. Schließlich bist du für dich verantwortlich. Es ist oft unpassend, unangenehm und

irritierend, wenn wir uns selbst spüren, haben wir doch gelernt permanent zu funktionieren und zu leisten. Aber, wollen wir wirklich unseren Bedürfnissen Raum geben, glücklicher und wohlwollender sein, positiv und mMn auch gesund, führt absolut kein Weg daran vorbei wahrzunehmen was ich wirklich will und brauche und vor allem wie es mir geht. Und nicht immer kommen die negativen Gefühle und Gedanken hoch, auch Dankbarkeit für das was man hat, Freude, Liebe, Enthusiasmus… sind auf der Gefühlspallette dabei und das ist doch wirklich eine lohnende Aussicht ;)



Nun aber Butter bei die Fische – welche Übungen können helfen im Körper anzukommen?


  • Schütteln, streichen, bouncen

Hier eine kleine Audiodatei mit geführten Impulsen. Machst du mit?



Musik von Dream-Protocol auf Pixabay, Foto von Bianca Öhm-Klumaier

  • Den eigenen Körper berühren, das Gesicht massieren, die Ohren, die Kopfhaut und nicht vergessen, ganz eintauchen.

  • Gehen. Ja, gehen. So simpel, so effektiv. Bewusstes Gehen, bewusstes Aufsetzen der Fußsohlen, bewusstes Abrollen, bevorzugt barfuß. Den Untergrund fühlen, spielerisch Bewegung ausprobieren – beim Spielen, Entdecken und Ausprobieren kann doch das Gehirn mal kurz auf Leerlauf schalten und einfach nur wahrnehmen.

  • Tanzen! War doch klar, dass das noch kommt :) Musik an und los. Naturgeräusche? Dann ab auf die imaginäre Tanzfläche. Der eigene Herzschlag, der Atem, dein Rhythmus? Tanz ihn. Nichts bringt dich schneller in den Körper als dich bewegt auszudrücken (nicht nur meine Meinung, sondern auch mehrfach wissenschaftlich belegt ;)) Hier musst du nicht gleich wie M.J. durch die Wohnung grooven, klein, fein, grob, direkt oder ganz umständlich, was zählt bist du und dein ganz individueller Ausdruck. Ein kleiner Fußtanz unterm Tisch, ein Hüftboogie während du dein Kind wickelst. Es gibt viele Möglichkeiten den Tanz, die Bewegung in den Alltag einzubinden – Aufraffen und Überwindung hier mal beiseitegestellt. Aber du weißt was dir guttut. Diese Gabe haben und hatten wir alle – also wann nutzt du sie endlich?

 

Ein paar Inspirationen habe ich noch für dich

Hier geht es zu meinem Blogbeitrag: Körperwahrnehmung to go. Vielleicht kannst du dir noch die ein oder andere Inspo mitnehmen, was dir guttun würde.

Klicke auf das Bild!




Und wenn du die kleine Audiodatei genossen hast, habe ich hier noch einen kleinen geführten Bodyscan, der sich sehr gut eignet, um in den eigenen Körper und in die freie, intuitive Bewegung zu kommen. Hör gern rein.


Zum Schluss möchte ich dir noch etwas mitgeben, was mir persönlich sehr am Herzen liegt, und das ich selbst am eigenen Leib erfahren habe: Nimm deinen Kopf mit in die Bewegung und verdamme ihn nicht als schlecht, oder permanent an Leistung und Sorgen gekoppelten Störenfried. Auch dein Kopf will nur dein Bestes, auch wenn das vielleicht im Moment nicht das Beste für dich ist. Für mich hat sich herausgestellt, dass ich mehr in Fluss komme, mich mehr hingeben kann, wenn ich nicht gegen etwas bin, oder etwas ausgrenzen muss. Integration ist das Schlüsselwort. Und Köpfe, das könnt ihr mir echt glauben, können verdammt gut tanzen!


„Unser Körper ist die Harfe unserer Seele“

Khalil Gibran


Alles Liebe und schaut gut auf euch!

Bianca

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